Corona und die Folgen der Einsamkeit
Bewusst und aktiv die Isolation meistern
In einer Krise halten Menschen zusammen und suchen Nähe, vor allem, wenn sie Sorgen oder Ängste haben. Doch Covid-19 zwingt uns zum Abstand voneinander. Vor allem alleinstehende Menschen – jung oder alt – sind plötzlich mit einem Alleinsein konfrontiert, das in schmerzhafte Einsamkeit umschlagen kann. Dauert dieser Stress für die Seele an, bedeutet er auch für den Körper eine erhebliche gesundheitliche Belastung.
Um dem zu entgehen, sollte man eine solche Situation nicht passiv erleiden, sondern sich aktiv der Herausforderung stellen. Gerade in der Isolation sollten wir die Tage bewusst planen und uns an regelmäßigen Zeiten orientieren. So werden wir vom »Opfer« zum aktiven Gestalter und erleben die Situation nicht hilflos. In der Psychologie spricht man von Kontrollüberzeugungen, die uns Ruhe und Sicherheit in stressreichen Phasen geben. Eine Möglichkeit sind schriftliche Wochenpläne mit festgelegten Strategien und kleinen Aktionen gegen Einsamkeit und Langeweile
Sieben hilfreiche Strategien für sich und andere
Positive Aktivitäten helfen uns dabei, besser mit Sorgen und der Angst vor Einsamkeit umzugehen. Passivität begünstigt Grübeln und Langeweile, was wiederum die Passivität verstärken kann. Wir drohen, in einem negativen Kreislauf zu versinken. Doch es gibt Strategien, um sich und anderen zu helfen, eine solche Situation gelassener zu meistern.
Die besten Tipps für Dich
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Natur und frische Luft
Ein Spaziergang an der frischen Luft verbessert nachgewiesener Maßen das Wohlbefinden und hilft dem Immunsystem. In Japan ist der Ausflug ins Grüne sogar offizieller Teil der Gesundheitsvorsorge. Das sogenannte »Shirin Yoku«, übersetzt »Ein Bad in der Waldluft nehmen«, hat bereits nach 30 Minuten messbar positive Auswirkungen auf Psyche und Körper.
Regelmäßige Bewegung
Neben einem Gang an die frische Luft können auch körperliche Übungen zu Hause dabei helfen, mit sich selbst klar zu kommen und Stress zu überwinden. Das muss kein intensives Work-out sein. Der Einfluss des Körpers auf unsere Seele wird von vielen unterschätzt. Selbst einfache regelmäßige Mobilitätsübungen können das Wohlbefinden deutlich steigern. Im Internet gibt es unzählige Anleitungen und Mitmachangebote für jedes Niveau.
Biete deine Hilfe an
Wenn Du ältere Menschen kennst, die nun alleine zuhause von den Kontakteinschränkungen betroffen sind, mache ihnen ein Hilfsangebot, auch per Brief. Das Schreiben von Briefen ist zu Unrecht aus der Mode gekommen. Eine Brieffreundschaft zeigt Nähe und Anteilnahme und gerade ältere Menschen haben oft keinen Zugang zu digitalen Medien.
Sozialen Austausch pflegen
Social Distancing ist ein irreführend gewählter Begriff. Worum es geht, ist Physical Distancing. Denn gerade, wenn wir uns nicht mehr wie gewohnt mit Freunden oder Verwandten treffen können, werden die sozialen Kontakte besonders wichtig. Nutze alle Medien, die Dir zur Verfügung stehen. Verabrede Dich zum Telefonieren; auch ein digitales Zusammensein über Video-Plattformen ist für viele ein guter Weg, in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen.
Vergessene Kontakte reaktivieren
Der Freund oder die Freundin, mit denen man ewig nicht telefoniert hat; die Urlaubsbekanntschaft, bei der man sich immer mal melden wollte – unsere Adressbücher sind voll von alten und vergessenen Kontakten. Nun ist vielleicht der perfekte Zeitpunkt, sich an sie zu erinnern und andere zu überraschen..
Über Sorgen und Gefühle reden
Ein Gefühl wie Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabu. Traue Dich, darüber zu sprechen. Es hilft, wenn wir mit anderen über unsere Sorgen reden, denn es lässt uns spüren, dass wir damit nicht allein sind. Jeder hat Erfahrungen mit Einsamkeit und Ängsten und keiner sollte sie verstecken. Reden hilft – eine einfache Weisheit, die wir allzu oft vergessen.
Hilfsangebote nutzen
Angebote wie die Telefonseelsorge oder das Silbernetz speziell für ältere Menschen bieten Hilfe bei Einsamkeit und Kummer. Bleibe mit erdrückenden Gefühlen auf keinen Fall allein, denn dadurch verstärken sie sich oft. Gerade das Gespräch mit einem psychologisch geschulten und »fremden« Menschen kann ein sehr wirksamer Schritt sein, um seelische Hilfe in Notlagen zu erhalten.
Tabuthema Einsamkeit – Die isolierte Gesellschaft?
Auch junge Menschen können betroffen sein
Untersuchungen zeigen, dass die Einsamkeit in Deutschland zugenommen hat. Jeder zehnte Single im Alter von 18 bis 65 Jahren sagt von sich, dass er einsam ist. Hinzu kommen die alleinstehenden älteren Menschen.
Zwar nehmen die Auslöser von Einsamkeit im Alter zu, doch oft sind es gerade alleinstehende männliche Berufstätige, die sich im Hamsterrad von Leistung und Karriere selbst verlieren. Stress wird zum Verbündeten der Einsamkeit, wenn man nach Feierabend nicht mehr die Kraft für soziale Kontakte hat.
Einsamkeit ist ein Schutzgefühl, es signalisiert uns einen Mangel an menschlichem Zuspruch. Reagieren wir nicht darauf, besteht irgendwann die Gefahr einer chronischen Vereinsamung. Der einsame Mensch zieht sich zurück, gerät in soziale Isolation und steht unter ständigem Stress. Herzkreislauf Probleme, ein geschwächtes Immunsystem, Depression oder Demenz können die Folgen sein.
Einsamkeit ist schweigsam. Gerade in Deutschland ist es ein Tabuthema wie Depression. Viele verstecken ihre Einsamkeit, denn sie erscheint ihnen wie ein selbst verschuldeter Makel. Hier sind sowohl der Einzelne als auch die Gesellschaft gefragt: mit Aufmerksamkeit gegenüber unseren Mitmenschen und dem eigene Mut, sich Hilfe zu holen. Sozialverbände, Sorgentelefone und Krankenkassen bieten Gesprächsangebote und vermitteln Hilfen.
Die wichtigsten Hilfsangebote
Telefonseelsorge
Sorgen kann man teilen!
Tel: 0800/111 0 111
Tel: 0800/111 0 222
Tel: 116 123
Die Telefonseelsorge digital für die Hosentasche:
https://android.krisen-kompass.app
krisenchat.de
Chat auf WhatsApp mit +44 1223 755057
Schreibe auf WhatsApp an von überall zu jederzeit über jede Art von Krise.
Die professionellenKrisenberater*innen antworten dir so schnell wie möglich.
Silbernetz - für Senior*innen
Senior*innen, die jemanden zum reden brauchen, finden hier Menschen, die ihnen zuhören.
Tel: 0800 4 70 80 90
Kostenfreie Nummer!
Nummer gegen Kummer - Kinder- und Jugendtelefon
Allein mit deinen Problemen? Darüber reden hilft:
Tel: 116 111
https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendtelefon.html
Nummer gegen Kummer - Elterntelefon
Beratung bei Sorgen um Dein Kind!
Tel: 0800 111 0 550
Nightlines - für Student*innen
Die Nightline ist ein Zuhör- und Informationstelefon von Studierenden für Studierende, egal, in welchem Semester du dich gerade befindest oder ob du gerade schon an deiner Doktorarbeit schreibst. Nightlines gibt es in verschiedenen Städten.
Die Nummern in den verschiedenen Städten werden dir unter dem Menüpunkt “Erreichbarkeit” angezeigt.
Muslimisches Sorgentelefon
Tel: 030 44 35 09 821