Magersüchtige Jungs
Ein Tabuthema
Lediglich 32 Kilo zeigte die Waage an, als Jannes im Januar 2020 in die Klinik eingeliefert wurde. Der 15-Jährige bestand nur noch aus Haut und Knochen und obwohl er immer weniger aß und die viel zu großen Kleider an seinem viel zu dünnen Körper schlotterten, fühlte er sich selber immer noch viel zu dick.
Jannes möchte seine Erkrankung nicht wahrhaben
Die ärztliche Diagnose: „Anorexia Nervosa“ (Magersucht). Dabei handelt es sich um eine psychischen Erkrankung, bei der die Nahrungszufuhr auf ein Minimum reduziert wird. Oft wird zusätzlich exzessiver Sport betrieben. Bei 15% der Erkrankten führen diese Verhaltensweisen zum Tod. In den meisten Fällen geht die Erkrankung mit einer Körperschemastörung einher. Bei dieser nehmen sich die Betroffenen, trotz des Untergewichts, als „zu dick“ war. Auch Jannes nimmt sein Äußeres anders war. Bis er sich seine Erkrankung eingesteht, sollte es noch sehr lange dauern. Auch ein Jahr nach seiner Diagnose, hat er Angst zuzunehmen. Mittlerweile ist ihm jedoch bewusst, dass er magersüchtig ist und an dieser Krankheit sterben kann, wenn er nichts verändert. Entgegen vieler Annahmen ist Magersucht nicht geschlechtsspezifisch. Immer mehr Jungen und Männer leiden, wie Jannes, an Anorexie. Viel zu viele von ihnen sterben an der Erkrankung, weil ihr Immunsystem versagt oder die Begleiterscheinungen zu schwerwiegend sind.
Der Gang auf die Waage erfolgt nicht nur einmal täglich, sondern mehrmals täglich.
Teufelskreis “Hungern”
Die gestörte Körperwahrnehmung
Der Teufelskreis des Hungerns bei Jungen wie bei Mädchen beginnt meist gleich: am Anfang steht oft eine Diät, die sich schnell in manisches Kalorienzählen, in penible Gewichtskontrolle wandelt. Allerdings sind es bei jungen Männern weniger die “Topmodels” und die von ihnen suggerierten Schönheitsideale, sondern muskelbepackte Schauspieler und Sportskanonen die für Jungs oft das ideale Körperbild bestimmen. Und dem sie nacheifern, indem sie ihren Appetit unterdrücken, exzessiv Sport treiben und so ihr Denken nur noch um Essen, Kalorien und Gewicht kreisen lassen. Weder gute Ratschläge, noch Drohungen oder Lockmittel bringen sie von ihrer gestörten Körperwahrnehmung und der Jagd nach ihrem Idealbody ab.
Wenn der Körperkult umschlägt
Und langfristig kann der Körperkult dann ins Gegenteil umschlagen: Wer dauernd nur Eiweiß verschlingt, bekommt irgendwann Heißhunger auf Anderes und wer sich extrem diszipliniert, sich geradezu zwanghaft, bestimmte Lebensmittel verbietet, dem schlägt dann jede ungeplante Kalorie aufs Gewissen, so dass er beginnt, sein Essverhalten immer stärker zu kontrollieren. Tja und irgendwann verselbstständigt sich dann das Ringen mit der Esslust und so mancher schliddert durch die besessene Beschäftigung mit seinem Körper in eine Essstörung: Er hungert, treibt bis zur Erschöpfung Sport – und wird erschreckend dünn – So wie Jannes aus Köln.
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