Reiz mich nicht!
Wenn der Darm Probleme macht
Blähungen, quälende Bauchschmerzen, Verstopfung und Durchfall im Wechsel – wer unter einem Reizdarm leidet, dem sind diese Beschwerden nur allzu vertraut. Sie treten dabei vor allem tagsüber auf und bessern sich meist nach dem Stuhlgang. In der Nacht hingegen sind die Patienten oftmals beschwerdefrei. „Auch wenn es sich beim Reizdarm um eine nach bisherigen Erkenntnissen harmlose Funktionsstörung handelt, ist die Lebensqualität der Betroffenen nicht selten stark eingeschränkt“, weiß Dr. Peter Simon, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie in der Darmklinik Exter. „Darüber hinaus belastet viele die Unsicherheit, weil meist zunächst nicht klar ist, woher die Beschwerden genau rühren.“
Ursachen des Reizdarms
Eine Spurensuche
Beim Reizdarm gilt es in diagnostischer Hinsicht nach dem Ausschlussprinzip vorzugehen. „Wichtig ist, dass wir zunächst darmentzündliche und Krebserkrankungen ausschließen“, erläutert Dr. Simon. „Hinter einem Blähbauch kann sich unter Umständen auch Darmkrebs verstecken, woran bei Reizdarm-Patienten, die meist etwas jünger sind, zunächst nicht gedacht wird.“ Die schmerzlose und schonende Darmspiegelung ist in diesem Fall eine zuverlässige und bewährte Diagnose-Methode die unter Umständen Leben retten kann. Weitere wichtige Hinweise können Blutuntersuchungen und Tests auf Nahrungsmittelallergien geben. Davon abgesehen können die Beschwerden auch auf Veränderungen des Mikrobioms des Darms zurückzuführen sein: „Bei manchen Patienten besteht ein Ungleichgewicht, was die Besiedlung des Darms mit Bakterien betrifft“, erklärt Dr. Simon. „Eine Stuhlanalyse kann hierüber Klarheit verschaffen.“ Ein anderer möglicher Grund kann eine stark durchlässige Darmwand sein, die in der Wissenschaft als potenzielle Ursache verschiedener chronischer Darmerkrankungen diskutiert wird. Unter Umständen sind aber auch Infektionen, die Einnahme von Antibiotika oder Abführmittelmissbrauch an der Entstehung des Reizdarms beteiligt.
Der Alarm im Darm kann dein Leben nachhaltig beeinflussen. Durchfälle verunsichern und schränken die Lust auf Aktivität ein. Daher ist die medizinische Abklärung so wichtig.
Die Psyche
Ein wichtiger Faktor
Häufig lässt sich für den Reizdarm keine eindeutige körperliche Ursache finden. „Heute ist man sich allerdings einig, dass auch die Psyche die Gesundheit des Darms und das Wohlbefinden im Allgemeinen entscheidend beeinflusst“, weiß Dr. Simon. Daher können auch Stress, Angst, Kummer und depressive Verstimmungen den Reizdarm mit auslösen oder die Symptome verschlimmern. Kann keine körperliche Ursache ausgemacht werden, erfolgt die Behandlung des Reizdarms in der Regel symptomatisch. „Wichtig ist, dass bei der Behandlung sehr individuell und mit großer Geduld vorgegangen wird, da jeder Patient andere körperliche und psychische Voraussetzungen mitbringt“, berichtet Dr. Simon aus seiner Erfahrung. Der Reizdarm ist auch deshalb oft stiefmütterlich behandelt, weil es leider nicht die eine, stets wirksame Therapie gibt. „Deshalb nehmen wir uns sehr viel Zeit für unsere Patienten und lassen uns auch von einem eventuell ausbleibenden Erfolg nicht verunsichern, denn die Erfahrung zeigt uns: “Der Reizdarm lässt sich sehr gut behandeln, wenn man erst einmal herausgefunden hat, was dem jeweiligen Patienten gut tut“, so Dr. Simon.
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