Catcalling

"Ey Süße, geiler Arsch!"

Eine junge attraktive Frau geht die Straße entlang. Es ist warm, sie trägt kurze Shorts und ein ärmelloses Top. An einer Straßenecke stehen ein paar Männer und schauen ihr lüstern auf den Hintern. Die Männer fangen zu pfeifen an und rufen ihr hinterher: „Ey Süße, geiler Arsch, dreh dich doch mal um, sehen deine Titten genauso gut aus?“ Die Frau wechselt die Straßenseite und versucht die Männer zu ignorieren, doch innerlich fühlt sie sich schlecht und hat Angst. Was ist, wenn die Männer sie verfolgen?

Ist doch alles nicht so schlimm

Doch, ist es!

Die eben beschriebene Situation ist ein typisches Beispiel für Catcalling. Dieses Wort taucht neuerdings immer wieder in den sozialen Medien auf, doch viele fragen sich: Was ist das überhaupt?

Catcalling… das klingt irgendwie nett, fast niedlich, aber das ist es nicht. Es ist eine Form der sexuellen Belästigung, genauer gesagt die verbale sexuelle Belästigung von Männern gegenüber Frauen im öffentlichen Raum.

Und Catcalling ist sehr weit verbreitet.
Geschichten wie die obige können fast alle Frauen erzählen. Deswegen ist es wichtig zu wissen, wie Frau sich gegen Catcalling wehren kann.

Sprüche wie ,,Selber Schuld, wenn du so einen geilen Arsch hast“, müssen Frauen ertragen. Und das nicht selten.

Hinterherpfeifen ist kein Kompliment!

Angst auf den Straßen

Leider wird Catcalling von vielen immer noch nicht ernst genommen. Als Betroffene hört man häufig, man solle sich doch nicht so anstellen, es sei doch nett gemeint und eigentlich ein Kompliment. Aber die meisten Frauen finden es nicht nett, lustig oder charmant, sondern aufdringlich, plump, anmaßend und sogar furchteinflößend.

Beim Catcalling reduziert man eine Person ohne ihr Einverständnis auf ihren Körper und ihr Aussehen und setzt dieses in einen sexuellen Kontext. Und das ist kein Kompliment, sondern eine Beleidigung.

Ist Catcalling eine Straftat?

In vielen anderen europäischen Ländern ist Catcalling bereits ein Strafbestand, da es sich um sexuelle Belästigung handelt. So kann es in Frankreich, den Niederlanden, Portugal und Belgien mit bis zu 750 € Bußgeld geahndet werden. In Deutschland muss für eine sexuelle Belästigung allerdings ein Körperkontakt vorliegen und Catcalling kann deshalb höchstens als Beleidigung gewertet werden, in den meisten Fällen bleibt es allerdings straffrei.
Im Gegensatz zu den Tätern bleibt Catcalling für die Opfer nicht folgenlos. Viele der Frauen schränken sich aufgrund dieser Art von Gewalt in ihrer Freiheit und Persönlichkeit ein. So meiden sie bestimmte Orte zu bestimmten Uhrzeiten oder wählen möglichst unauffällige Kleidung, um keine ungewollte männliche Aufmerksamkeit zu erregen. Selten entwickeln Betroffene auch psychische Erkrankungen wie Essstörungen oder Depressionen .

Ein Umstand der für viele Frauen in Deutschland inzwischen nicht mehr hinnehmbar ist.

Achte auf deine Sicherheit

Es hilft sicherlich, öffentliches Interesse auf Catcallling zu lenken. Aber was sollten Frauen tun , wenn sie sich wirklich auf der Straße von Männern belästigt und bedroht fühlen? Allgemein kann gesagt werden, dass es nicht DAS richtige Verhalten bei Catcalling gibt. Dies ist immer von Situation und Person abhängig, oberste Priorität hat aber immer deine eigene Sicherheit!

So verhältst du dich am besten

Ignoranz

Schaue unbeirrt weiter nach vorne, mach dich groß und gehe ganz ruhig weiter. Lasse den Täter nicht spüren, dass seine Worte dich verunsichert haben!

Angriff

Gehe auf Konfrontationskurs mit dem Täter. Halte mit gebührendem Abstand an und sage ihm deutlich, was er falsch macht, z.B.: „Hören Sie auf mir hinterher zu pfeifen und halten Sie Abstand zu mir. Sie belästigen mich.“ Dann gehst du weiter. Wichtig ist, dass du den Täter siezt, das hält ihn auf Abstand und niemand käme auf die Idee, dass ihr euch vielleicht kennt.

Laut sein

Dieser Trick klingt zunächst etwas ungewöhnlich, ist aber sehr wirkungsvoll. Sollte dich jemand belästigen, stimme selbst ein Lied an oder pfeife möglichst laut einfach vor dich hin. Meist verunsichert das den Täter so sehr, dass er schnell das Weite sucht.

Petitionen und #metoo

Kampf für die Rechte der Frauen

Sollte Catcalling strafbar sein?

Ein Umstand der für viele Frauen in Deutschland inzwischen nicht mehr hinnehmbar ist. So gründete die Studentin Antonia Quell die Petition „Es ist 2020. Catcalling sollte strafbar sein“, die inzwischen fast 70.000 Unterschriften zählt.

In den deutschen Großstädten schreiben Frauen die ihnen entgegengeworfenen Beleidigungen mit bunter Kreide auf die Straße und veröffentlichen die Bilder auf Instagram z.B. unter @catcallsofberlin oder @catcallsofmunich.

Die Studentin Noa Jansma aus Amsterdam fand einen sehr kreativen Weg, um auf Catcalling und die dazugehörigen Täter aufmerksam zu machen. Unter @dearcatcallers postete sie auf Instagram Bilder von sich mit ihren Catcallern, das Erschreckende daran: Die Männer waren sich meist keines Fehlers bewusst und machten gerne ein Selfie mit der jungen Frau.

Auch wenn sich in Bezug auf die Wahrnehmung von Catcalling in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren viel getan hat, solange es Männer gibt, die Frauen wie im vorherigen Jahrhundert nur auf ihren Körper und ihre Kochkünste reduzieren, wird es auch in Zukunft Catcalling geben. Die Forderung Catcalling unter Strafe zu stellen, ist eben auch die Forderung nach Gleichberechtigung für ALLE Geschlechter. Denn auch Männer werden in einigen Fällen in derselben Form von Frauen belästigt.

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