Präsentismus

Oder: die Unart, krank zu arbeiten

Lästiger Husten oder ein bisschen Kopfschmerzen? Das sind doch keine Gründe, sich krank zu melden! So denken zumindest viele im Berufsleben. Dabei ist der sogenannte Präsentismus alles andere als gesund – weder für die Erkrankten selbst noch fürs Unternehmen.

Was ist Präsentismus?

Die Nase läuft, der Kopf dröhnt – und trotzdem sitzt Ella (31) wie jeden Morgen im schicken Altbau-Büro. Die E-Mails häufen sich im Account der jungen Projekt-Managerin. Ihre Kollegen haben ebenfalls alle Hände voll zu tun. Sich krank melden und die Füße hochlegen? Keine Option für Ella.

Mit dieser Einstellung ist sie nicht allein: Viele Beschäftigte gehen trotz gesundheitlicher Beschwerden zur Arbeit. Dieses Phänomen bezeichnet man als „Präsentismus“. Ob leichte Erkältung oder schwere Grippe: Unabhängig von der Symptomatik und dem Schweregrad der Erkrankung fällt jegliches Arbeiten bei gesundheitlichen Problemen unter Präsentismus.

Und was ist dann „Absentismus“? Das genaue Gegenteil von Präsentismus. Hier sind die Mitarbeitenden gesund, bleiben aber dennoch regelmäßig der Arbeit fern.

Arbeiten statt ausruhen – mögliche Gründe für Präsentismus

In der modernen Arbeitswelt gewinnt Präsentismus zunehmend an Bedeutung. Doch warum ist das so? Warum tun Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wie Ella sich und anderen das an? Die Gründe hierfür können vielfältiger Natur sein:

  • Hohe Arbeitsbelastung (viele Aufgaben, wenig Zeit)
  • Personalmangel (fehlende Vertretung bei Krankheit)
  • Rücksichtnahme auf Kolleg:innen (man will nicht zur Last fallen)
  • Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes oder beruflichen Nachteilen
  • Mangelhafte Selbsteinschätzung: „Ich bin doch gar nicht so krank!“
  • Starke „Performance-Kultur“ im Unternehmen
  • Führungskräfte gehen mit schlechtem Beispiel voran

 

Wer krank ist, gehört ins Bett. Doch dieser Grundsatz findet heutzutage leider viel zu selten Beachtung.

Präsentismus kann schwerwiegende Folgen haben

Plötzlich dreht sich alles. Ella sinkt zurück auf ihren Schreibtischstuhl. Ihr Kreislauf spielt verrückt. Hätte sie doch lieber zu Hause bleiben sollen?

Eindeutig ja! Wer krank ist, gehört ins Bett. Doch dieser Grundsatz findet heutzutage leider viel zu selten Beachtung. Stattdessen schleppen sich Millionen Arbeitnehmende in Deutschland trotz Krankheit zur Arbeit – oder verrichten diese im Homeoffice. Ob im Büro oder von zu Hause aus: Präsentismus kann ernstzunehmende Folgen nach sich ziehen. Für die Mitarbeitenden selbst, die Kolleginnen und Kollegen und das Unternehmen.

  • Chronifizierung von Krankheiten
    Wer krank ist und entgegen ärztlicher Verordnung arbeitet, riskiert Langzeit-Folgen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit. Bei einem ohnehin eher schlechten Gesundheitszustand kann langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht sein.
  • Sicherheitsrisiken
    Durch Unkonzentriertheit macht man schneller Fehler – und das kann leider auch zu Arbeitsunfällen führen.
  • Infektionsgefahr
  • Schnupfen oder Grippe – und trotzdem bei der Arbeit? Im Nu steckst du deine Kolleg:innen an. Diese fallen dann aus oder kommen ebenfalls krank ins Büro – beides hat wirtschaftliche Folgen fürs Unternehmen.
  • Produktivitätsverlust
    Bereits leichte Kopfschmerzen können deine Arbeitsleistung deutlich herabsetzen. Dieser Produktivitätsverlust bedeutet dann auch Kosten für die Firma.

 

So sagst du Präsentismus den Kampf an

Für Ella sind ihre Kreislaufprobleme ein echtes Warnsignal, endlich auf ihren Körper zu hören. Sie geht nach Hause, legt sich aufs Sofa und lässt sich am nächsten Tag von ihrer Hausärztin krankschreiben. Sie kuriert ihren Infekt vollständig aus und kann anschließend wieder fit und gesund zur Arbeit gehen.

Auch du schleppst dich häufiger krank zur Arbeit, obwohl du eigentlich ein Fall fürs Bett wärst? Dann wird es höchste Zeit, dem Präsentismus den Kampf anzusagen! Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt darüber. Sie können dir helfen, dein Verhalten zu ändern. Auch, indem sie psychologische Unterstützung oder Reha-Maßnahmen verordnen. Außerdem kannst du dich in deinem Betrieb erkundigen, ob Schulungen zu dem Thema angeboten werden. Im Netz kannst du ebenfalls passende Online-Kurse finden.
Die Maßnahmen zielen darauf ab, ein durch Achtsamkeit geprägtes Verhalten sich selbst und anderen gegenüber zu erlernen.

Dr. Ben Baak hat das Thema Präsentismus in unserem Video sehr schön zusammengefasst. Hier kannst du das Video anschauen.

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