Fotografieren für die Seele
Noch ein Schnappschuss!
Fotografieren befriedigt soziale Bedürfnisse, weitet den Blick, fördert die Achtsamkeit und gibt uns das Gefühl, mit der Welt verbunden zu sein. Darüber hinaus kann es uns auch psychisch beruhigen. Über die wohltuende Wirkung von Handyfotos als ein Mittel, die eigene Mitte und in die emotionale Balance zu finden.
Mehr als Erinnerungen: Warum Fotografieren uns guttut
Fast jede von uns fotografiert mit dem Handy, ob zur Erinnerung oder zum Austausch innerhalb der Familie oder unter Freunden. Fotografie ist weit mehr als das bloße Festhalten von Momenten. Mit Smartphones werden im Jahr weit mehr als eine Billion Bilder gemacht! Seitdem Handys erschwinglicher und mit einer guten Kamera ausgestattet sind, wird mehr als je zuvor fotografiert. Fotografieren befriedigt soziale Bedürfnisse, weitet den Blick, fördert die Achtsamkeit, gibt uns das Gefühl, mit der Welt verbunden zu sein. „Wir sind sozial orientierte Wesen und wollen uns mit anderen Menschen emotional in Beziehung setzen, sagt Kurt Kotrschal, Professor für Verhaltensforschung der Universität Wien. Er untersucht, warum der Mensch so gerne fotografiert. Kotrschal. „In diesem Zusammenhang stellen Fotos soziale Verbindungen her und stärken sie. Sie sind universell und somit ähnlich bedeutsam wie Sprache, Kochen oder Musik.“
Fotografieren erfüllt wichtige Bedürfnisse
Erstens: Durch das Wählen eines Ausschnitts und Zeitpunkts kann man einem Ereignis rasch eine bestimmte Bedeutung geben, dies befriedigt das Bedürfnis nach Sinngebung.
Zweitens: Fotos ermöglichen es, sich emotional mit anderen Menschen in Beziehung zu setzen, etwas auszuwählen, was die soziale Verbundenheit stärkt. Und es zeigt auch etwas von uns selbst, wie wir uns darstellen, was wir sehen und festhalten möchten.
Drittens: Durch die Fotos können eigene Gefühle und ihre Ambivalenz ausgedrückt werden: Wer sich auf seinen Urlaub freut, aber unter Flugangst leidet, lenkt sich ab, indem er aus dem Fenster fotografiert. „Es gibt viele Bereiche, wo das Fotografieren auch Ängste lindert“, so Kotrschal. Er erzählt von einem Mann, der antriebslos und niedergeschlagen war. Als Teil seiner Therapie wurde er gebeten, eine Auswahl seiner Fotografien mitzubringen. Auffällig war, dass alle Aufnahmen verlassene Orte, sogenannte „Lost Places“, zeigten – menschenleere, verfallene Gebäude mit einer melancholischen Atmosphäre. Dies spiegelte seinen inneren Zustand wider: Er fühlte sich verloren und einsam. Die Fotos halfen ihm, sein inneres Erleben zu benennen. Dies war der Beginn eines Heilungsprozesses.
Dieses Beispiel zeigt, dass Fotografien nicht nur Erinnerungen bewahren, sondern auch ein Spiegel der Seele sein können. Wer sich intensiv mit seinen Bildern auseinandersetzt, kann tiefergehende Erkenntnisse über sich selbst gewinnen. Es geht nicht darum, perfekte Bilder für andere zu machen, sondern darum, Fotografien zu erschaffen, die für einen selbst von Bedeutung sind.

Mit achtsamer Fotografie zur inneren Ruhe
Ein Interview mit dem Psychologen und Fotografen Prof. Dr. Sven Barnow über unsere Sehgewohnheiten, gute Bilder. Er leitet den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Heidelberg. Sein Buch „Achtsam fotografieren.“ Ist im dpunkt.verlag erschienen.
Worum geht es bei der achtsamen Fotografie?
Da geht es unter anderem darum, was ein Bild in mir bewirkt oder über mich aussagt. Ich habe oft erlebt, wie sehr mich das Fotografieren in diesem „Sein-Modus“, ohne Ergebnisorientierung beruhigt, mir dazu verhilft, etwas Inneres nach außen zu bringen. Das bedeutet nicht, dass die ergebnisorientierte Fotografie schlecht wäre, keineswegs, sie hat nur ein anderes Ziel. Sie sagt weniger über die Fotografin aus, sie will andere bewegen, anstatt sich selbst. Tätigkeiten, die nicht unmittelbar ergebnis- oder projektorientiert sind, hat der Philosoph Kieran Setiya als atelic bezeichnet. Telic kommt vom Griechischen „telos“ und meint etwas zu Ende führen. Mit anderen Worten, der fotografische Prozess, wie ich ihn gerade beschrieben habe, ist atelic, er ist der Anfang von etwas und nicht das Ende. Das kann sehr befreiend sein, wenn wir uns von Bewertungen und einer Ergebnisorientierung für eine Weile lösen.
Sie sagen, die Kamera könne auch ein Instrument zur Emotionsregulierung sein. Wie das?
Während wir fotografieren, spielt es beispielsweise keine Rolle, wie unsere momentane Lebenssituation ist, ob wir glücklich oder unglücklich sind, reich oder arm, gesund oder krank. Wir fotografieren einfach. So wird der fotografische Prozess zu einer achtsamen Handlung, während der wir Vergangenheit und Zukunft ausblenden. Er kann als emotionales Tagebuch dienen. Wenn wir uns entwurzelt fühlen, können wir vielleicht die Strukturen der Wurzeln von Bäumen fotografieren, und die Fähigkeit bewundern, wie diese den Baum bei Sturm und Unwetter vor der Entwurzelung schützen. Vielleicht wird uns in diesem Moment bewusst, dass wir diese Wurzeln in uns selbst vernachlässigt haben. So kann uns - während wir achtsam fotografieren - ein emotionales Thema deutlich werden und wir können die Kamera als Instrument zur Gefühlsregulierung nutzen.
Wie kann uns Fotografieren psychisch beruhigen?
Anstatt im Autopilot durch die Gegend zu laufen, laut redend und unachtsam, verlangsamen wir uns, intensivieren unsere Wahrnehmung, hören, riechen, sehen, fühlen unsere Umgebung. Dabei ist es nicht so wichtig, ob wir in der Natur sind oder in der Stadt, es ist auch nicht entscheidend, was wir fotografieren, sondern wie wir es tun. Nehmen wir einmal an, wir möchten ein Porträt einer Freundin machen. Dann könnten wir achtlos sagen, lächle doch mal und den Auslöser drücken. Wir könnten uns jedoch auch fragen, was sie gern tut und sie bitten, sie dabei fotografieren zu dürfen. Damit schaffen wir eine Verbindung zu ihr und zwingen sie nicht, zum Beispiel künstlich, zu lächeln. Gleichzeitig vertiefen wir damit unsere Freundschaften, denn die anderen bemerken, dass wir uns mit ihnen auseinandersetzen. Wir fühlen uns stärker mit ihnen verbunden und möglicherweise weniger einsam. Wenn sich dabei unser Geist beruhigt, erleben wir den fotografischen Prozess an sich auch intensiver.
Tipps für Dich
Die Kunst der Langsamkeit
Anstatt einfach draufloszuknipsen, lohnt es sich, innezuhalten und die Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen. Welche Lichtstimmung herrscht gerade? Welche Perspektiven könnten interessant sein? Was spricht mich emotional an? Sich bewusst Zeit zu nehmen, bevor man den Auslöser drückt, schafft eine intensivere Verbindung zum Motiv und lässt Raum für Kreativität.
Perspektivenwechsel und das Spiel mit Licht
Oft genügt ein kleiner Perspektivwechsel, um eine völlig neue Wirkung zu erzielen. Statt aus Augenhöhe zu fotografieren, kann man sich auf den Boden begeben oder eine erhöhte Position einnehmen. Die Wahl des Blickwinkels beeinflusst die Bildaussage erheblich. Ebenso lohnt es sich, Licht bewusst einzusetzen. Wirkt das Motiv im Gegenlicht spannender oder bringt eine seitliche Beleuchtung die Struktur besonders gut zur Geltung?
Weniger ist mehr: Die bewusste Auswahl von Bildern
In Zeiten der digitalen Fotografie neigen viele dazu, Hunderte von Bildern zu machen – oft ohne sie später noch einmal genauer zu betrachten. Eine bewusste Begrenzung kann jedoch dabei helfen, sich intensiver mit der eigenen Arbeit auseinanderzusetzen. Anstatt eine große Anzahl an Bildern aufzunehmen, ist es ratsam, sich auf wenige, wirklich bedeutungsvolle Aufnahmen zu konzentrieren. Diese können anschließend ausgedruckt und bewusst betrachtet werden – vielleicht sogar in Form einer Fotowand, die regelmäßig mit neuen Werken ergänzt wird.
Die Versuchung der sozialen Medien
Ein weiteres Thema, das in der heutigen Zeit eine große Rolle spielt, ist der Umgang mit sozialen Medien. Die unmittelbare Veröffentlichung von Bildern kann dazu führen, dass wir unsere Fotografien nicht mehr für uns selbst, sondern für ein Publikum erstellen. Dies kann unbewusst dazu führen, dass wir Motive wählen, die „gut ankommen“, anstatt uns von unserer eigenen Intuition leiten zu lassen.
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